Die vepasste Gelegenheit. Die Geburtstunde des ersten Liebherr-Raupenkrans LR 1130(Baujahr1972)
Mit der Entwicklung der LR1130 nahmen die Gespräche in Oberhausen (AKZ Heydemann) Anfang 1973 richtig Fahrt auf.Zu dieser Zeit war ich Praktikant bei Heydemann,und das Haupthema drehte sich um "Verhandlungstaktik".Ich hatte das Privileg hautnah mitzuerleben,wie Herbert Heydemann,ein wahrer Verhandlungsprofi,seine Strategien umsetzte.Die jungen ,hochmotivierten Liebherr-Vertreter-Bär,Becker und Lutz-taten mir wirklich leid.Sie kämpften um jeden Zentimeter Verhandlungsspielraum,nur um dann von Heydemann gnadenlos durch den Wolf gedreht zu werden.Seine Taktik war so einfach wie wirkungsvoll:-Gesprächsbeginn um 11:00 Uhr.Das war kein Zufall: Um diese Zeit war das Frühstück bereits verdaut,doch der Mittagshunger machte sich langsam bemerkbar.Es gab nichts zu essen,nur Kaffe.--Nach einem kurzen Small Talk ging es ums Eingemachte:die Preisverhandlungen.Doch bevor die Gespräche richtig Fahrt aufnehmen konnten,verschwand Heydemann immer wieder mit seinen Finanzierungsideen und Berechnungen-und kam mit neuen Forderungen zurück.-Dazwischen streute er stundenlange Kriegsgeschichte:vom Kaukasus,vom Don und von seiner Gefangenschaft.Diese Erzählungen zogen sich oft so lange hin,dass sie die Liebherr-Vertreter zermürbten.Dieser Ablauf wiederholte sich mehrfach,bis spät in die Nacht.Irgendwann waren die Liebherr-Leute so erschöpft,dass sie nur noch wegwollten.Genau in diesem Moment machte Heydemann den Sack zu.Der Kaufpreis ,den er durchsetzte,entsprach am Ende exakt dem Herstellerpreis von Liebherr.Doch die Geschichte der LR 1130 war nur von kurzer Dauer. Nobert Jaromin,ein ehemaliger Toense-Ingenieur und nun leitender Ingenieur in der Heydemann-Gruppe,konnte für das Jahr 1974 mehrere Großprojekte bei Thyssen in Duisburg sichern.Dafür war allerdings ein 300to Gittermastkran erforderlich-und die LR 1130 war dafür schlichtweg zu klein.Zur selben Zeit arbeitete Liebherr bereits an der Montage des neuen LG 1280. Ich erinnere mich noch gut daran,wie Heydemann forderte, den Oberwagen des LG 1280 auf ein Raupenfahrwerk zu setzten.Liebherr musste jedoch ablehnen,da es schlicht keine Raupenfahrwerke für diese Größe gab.Fairerweise bot Liebherr uns den in Zahlung genommenen Toggenburger Gottwald AK 270 zur Nutzung bei den Thyssen-Projekten an-mit späterer Kaufoption.Die Aufträge wurden mit dem Gottwald super abgearbeitet.Die Liebherr-Raupenkrangeschichte endete zunächst,bis sie 1977 mit neuen Entwicklungen wieder auflebte.